Musiker der Band Airbag vor einer Mauer aus Bruchsteinen
Arafat hört Musik

Airbag – A Day at the Beach

Die Musiker der norwegischen Band Airbag können wahrlich nicht leugnen, ihre Wurzeln in einer späten Pink Floyd Coverband zu haben. Zu sehr lehnten sich einige Songs vergangener Alben an den Sound dieser britischen Monumentalband an. Zwar waren viele der Nummern sehr gut umgesetzt und für Liebhaber elektronisch geprägten psychedelischen Artrocks eine willkommene Alternative. Irgendwann vermisst der Hörer aber dann doch eine gewisse Eigenständigkeit und frische Momente.

Diesem Wunsch ist die Band aus Oslo spätestens mit ihrem fünften Longplayer A Day at the Beach* nachgekommen. Zwar hat sich die Band nicht komplett neu erfunden und blieb ihrem grundlegenden Stil recht treu, ein gewisser Wandel ist aber trotzdem durchaus hörbar.

Vielleicht war diese Entwicklung auch den Umständen geschuldet, dass zwei der fünf Bandmitglieder die Gruppe zwischenzeitlich verlassen hatten. Somit standen die drei verbliebenen Wikinger Asle Tostup (Gesang), Bjørn Riis (Gitarre) und Henrik Fossum (Drums) vor einer ganz neuen Herausforderung, die sie aber erfolgreich und einigen Gastmusikern gemeistert haben.

49 geteilt durch 6 macht wie viel?

Insgesamt füllen gerade mal sechs Titel den Longplayer aus, die aber trotzdem auf eine Gesamtspielzeit von fast 49 Minuten kommen. Dabei verteilt sich diese Zeit relativ gleichmäßig auf alle Songs, sofern man den zweiten und fünften Titel zusammenfasst, was durchaus zulässig wäre.

teddybären stecken im Sand am Strand am Meer

So startet der Opener Machines and Men auch gleich mit stattlichen elf Minuten und entführt uns ganz unauffällig, aber konsequent in eine andere Welt. Dabei steigert sich dieser Song aus dem anfänglichen Nichts über eine längere Anlaufphase in eine musikalisch rockige und angeproggte Botschaft, die stimmig und klar ist.

Danach verbringen wir bei A Day at the Beach (Part 1) das erste Mal einen gemeinsamen Moment am Strand, wenn auch nur für die verhältnismäßig kurze Zeit von vier Minuten. Der sphärische Song ist dabei recht unaufgeregt und reicht den Hörer im Anschluss weiter ins Unbekannte.

Into the Unknown ist ebenso wie A Day at the Beach (Part 1) geprägt von Synthesizer-Sounds und einer angenehmen Ruhe, die der Zeit eine Bremse verpasst. Sie scheint irgendwie langsamer zu vergehen. Im letzten Drittel der mehr als zehn Minuten darf dann auch die Gitarre noch ein paar angenehme und passende Worte mitreden, was dem Song eine gewisse Vollständigkeit gibt und die Sache rund macht. Etwas seltsam wirkt dagegen das eher stumme Ende des Songs.

Schlaglöcher auf dem Sunset Boulevard

Anschließend stolpert sich die Sonne bei Sunsets etwas unbeholfen in den Untergang. Es dauert aber nicht lange und sie wird von einem ausdrucksstarken Part übernommen, der zwischen fast schon „wilden“ Riffs und Synthi-Flächen pendelt und in in einem gemeinsamen Höhepunkt endet, der zu einer Erhöhung der Lautstärke verleiten könnte.

Diese würde aber vermutlich abrupt wieder heruntergeregelt, da unser nächster Gang an den Strand mit einem nicht enden wollenden hupenähnlichen Taktgeräusch beginnt, welches aber nach und nach ein Teil des Songs wird.

Nein, es ist kein Déjà-vu, welches man gerade erlebt! Es ist einfach die konsequente Fortsetzung von A Day at the Beach (Part 1) und wird entsprechend auch mit dem Suffix Part 2 gekennzeichnet. Dieser Song entspannt neben dem Hörer auch die Stimme von Asle Tostup, der quasi nur Zuschauer ist.

Den würdigen Abschluss bildet Megalomaniac, was übersetzt so viel wie Größenwahnsinniger bedeutet. Hier darf der Gitarren-Amp zwischendurch dann nochmal zeigen, was so alles geht. Bjørn Riis rockt für seine Verhältnisse bzw. die des Albums ziemlich ab und gibt dem Song eine gesunde Würze.

Melancholische Depressionen zum Nachdenken

Insgesamt erscheint A Day at the Beach sehr geschlossen und ruhig und hat nur wenige Ecken und Kanten. Die musikalische DNA der Bandmitglieder blinzelt dabei trotz der Eigenständigkeit des Albums zwar hier und da leicht durch, was aber weder lästig noch schwach oder gar „geklaut“ wirkt. Eher im Gegenteil!

Zeitweise hat das Material einen leicht depressiven bzw. melancholischen Charakter. Diese mitunter etwas düstere Stimmung ist aber sicherlich gewollt, da das Album die Geschichte eines Mannes erzählt, der aus seinem Leben ausbricht und seine Familie und tägliche Routine verlässt. Wir begleiten ihn auf seinem Weg in eine ungewisse Zukunft. Das Ende ist dabei offen und lässt uns Freiraum für unsere eigenen Gedanken, die wir uns darüber machen können, wenn wir wollen.

Ich mag diesen Sound. Wenn ich mich von den wunderbaren Melodien davontragen lasse, kann ich meine persönlichen Day at the Beach erleben, wenn ich das will. Aber da ich als Kater ja wasserscheu bin, träume ich mich lieber in Wälder, Felder und weite Wiesen hinein.

Fans von Pink Floyd, Porcupine Tree* und vielleicht auch Marillion sollten in diese atmosphärische Scheibe einmal reinhören, welche im Jahr 2020 bei Karisma Records erschienen ist.
Wer aber auf abwechslungsreiche und knackige Songs steht und progressive Sounds eher meidet, wird dieses Album tendenziell wohl vermutlich als eintönig und langatmig empfingen und nicht unbedingt seine Freude daran haben.
Reinhören kann sich aber natürlich trotzdem lohnen!

Und nicht vergessen: Musik ist ein Botschaft, die jeder anders versteht. Und eigentlich reicht es, wenn sie einfach nur schön ist!

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