Oft schon habe ich gehört, dass Menschen glücklich sein wollen. Und ich weiß, dass dieses Thema sehr wichtig für sie ist. Zwar reden sie nicht ständig davon, aber trotzdem kann ich zwischen den Zeilen in regelmäßigen Abständen heraushören, dass es sie immer wieder mehr oder weniger stark beschäftigt. Außerdem ist bereits viel über Glück geschrieben worden. Und zwar so unfassbar viel, dass man es wirklich nicht mehr zählen kann. Es ist also somit eindeutig etwas, was Menschen in ihrem Leben kontinuierlich begleitet.
Seit langer Zeit schon will ich verstehen, wie menschliches Glücklichsein definiert wird. Aber das ist echt nicht einfach! Ich weiß nicht, bei wie vielen Gesprächen ich schon zugehört habe, die Glück als direktes oder indirektes Thema hatten. Aber die richtige und eindeutige Antwort habe ich bis heute nicht gefunden.
Das liegt unter anderem daran, weil jeder Mensch so seine eigenen Ansichten dazu hat. Es scheint da wohl keine Universal-Antwort zu geben. Mir ist aber aufgefallen, dass mehrheitlich danach gestrebt wird. Also nach dem Glück, meine ich. Viele Menschen scheinen diesen Zustand wohl noch nicht in dem Maß erreicht zu haben, wie sie es sich so vorstellen. Sie sind folgerichtig noch auf dem Weg. Oder sie haben vielleicht bereits ein gewisses Maß erreicht, wollen aber anscheinend noch mehr davon. Aha.
Das Glück des Menschen besteht aus vielen Fragen
Außerdem habe ich auch gehört, wie einige Menschen von speziellen Momenten erzählt haben, in denen sie schon mal in gewisser Weise wirklich glücklich waren! Und das war gar nicht mal so selten. Aber es ist nie ein wirklich dauerhafter Zustand gewesen.
Also halte ich an dieser Stelle zunächst mal fest, dass Glück wohl erstrebenswert ist, aber der Weg dahin sehr lang. Das Glücklichsein ist außerdem ein Zustand, der zwischendurch immer wieder mal einsetzt, aber nur schwer zu halten ist. Er vergeht also nach einer gewissen Zeit. Zumindest bei den Menschen, denen ich bisher zugehört habe.
Wenn ich mein eigenes Leben so betrachte, gab es da auch schöne und weniger schöne Momente. Ich habe ungewollt mein erstes Zuhause verlassen müssen, war danach für eine kurze Zeit im Tierheim und habe anschließend wieder ein neues Zuhause gefunden, in dem ich mich gut aufgehoben und willkommen fühle.
Und vielleicht weißt du ja schon, dass es auch gesundheitlich bei mir eine gewisse Wechselhaftigkeit gibt. Ich halte mich zwar bis jetzt ganz tapfer und so schlimm ist es auch noch nicht, aber trotzdem ist das zeitweise ganz schön blöd und keiner weiß, was da noch so kommen wird.
Ich kenne dieses Hin und Her also auch aus eigener Erfahrung.
Wo ist der Schalter zum Glück?
Aber es steht immer noch die Frage im Raum, was dieses Glück wohl tatsächlich ist und wie ich es bekomme.
Es gibt da ganz nüchterne Betrachtungen von Neurowissenschaftlern und ähnlichen Experten, die dieses Phänomen und seine biologischen Ursachen erforschen und schon so einiges herausgefunden haben. Sie können beispielsweise ziemlich sicher sagen, welche biochemischen Prozesse hinter Glücksgefühlen stecken und wie sie ablaufen.
Diese recht logischen Mechanismen im Körper sind prinzipiell eigentlich ganz einfach. Kompliziert wird es erst bei der Frage, wo denn wohl der dafür zuständige Auslöseknopf versteckt ist. Denn genau hier gibt es die unterschiedlichsten Antworten. Glück bedeutet nämlich für jeden, dem ich bisher zugehört habe, etwas anderes. Keine Aussage gleicht der anderen. Aber erstaunlich oft sind es wohl eher die kleinen Dinge des Lebens, die plötzlich für einen Moment ganz groß werden können. Man muss sie nur sehen und erkennen, denn irgendwann sind sie wieder verschwunden.
Vielleicht soll Glück überhaupt kein dauerhafter Zustand sein. Alles im Leben hat einen Anfang und ein Ende. Zumindest das, was wir so allgemein mit unserem Verstand halbwegs erfassen können. Das hat zur Folge, dass alles einem Wechsel unterliegt. Dem Sonnenschein folgt der Regen, dem Winter folgt der Sommer, dem Sturm folgt die Ruhe und dem Tag folgt die Nacht. So ist normalerweise der Lauf der Dinge. Alles unterliegt der Veränderung und der damit verbundenen Dynamik. Warum soll das nicht auch mit Emotionen und Gefühlen so sein?! Ist es möglich, dass die Jagd einiger Menschen nach dem ewigen Glück eine Suche nach etwas ist, das es in der erhofften Form eigentlich überhaupt nicht gibt?
Das Glück liegt in der Mitte
Aber was wäre, wenn es vielleicht doch das ewige Glück gibt? Wie wäre das wohl, wenn wir dauerhaftes Glück erreicht hätten, falls es das geben sollte? Stell dir mal vor, wenn du immer glücklich wärst, bestenfalls bis an das Ende deiner Tage.
Im ersten Moment ist das vielleicht ein schöner Gedanke, denn niemand will wirklich unglücklich sein. Aber ist es nicht so, dass damit plötzlich das natürliche Gegengewicht fehlen würde? Es gäbe plötzlich keinen Ausgleich mehr.
Und ist nicht gerade die Wechselhaftigkeit des Glücks und dessen Gegenspieler das, was dir zeigt, wie wichtig das Glück selber ist? Und zeigt dir diese Wechselhaftigkeit nicht, wie wertvoll dieses Gefühl ist? Was wäre, wenn immer nur die Sonne angenehm scheinen würde? Was wäre, wenn es niemals eine Nacht gäbe? Ist es nicht gerade der Wechsel der Dinge, der das Bewusstsein für den jeweiligen Moment schärft? Wird so nicht ein wichtiges Gleichgewicht geschaffen?
Wie notwendig dieser Wechsel ist, merkt man schon daran, weil es nachweisliche Gewöhnungseffekte im Leben gibt. Ich habe beispielsweise schon einigen Menschen zuhören dürfen, die allgemein Adrenalin Junkies und in der Psychologie Sensation Seeker genant werden. Das sind Menschen, die speziell körperlich weiter gehen als viele andere Menschen. Sie fahren mit den wildesten Achterbahnen, springen mit Fallschirmen aus Flugzeugen oder an Gummiseilen befestigt von Brücken, surfen auf haushohen Wellen, tauchen mit Haien um die Wette und noch vieles mehr.
Ist ein surfender Hai mit einem Fallschirm glücklich?
Warum tun sie das? Es gibt viele Gründe dafür. Zentral steht aber eins im Vordergrund: Die Ausschüttung von Glückshormonen. Und so unterschiedlich die Erlebnisse und Geschichten dieser Menschen sind, trotzdem haben sie alle eine Sache gemeinsam. Sie wollen mehr davon! Und zwar in Form von noch intensiveren Erlebnissen, die ihre Neurotransmitter noch stärker beschleunigen. Denn ehemals unglaublich aufregende Erlebnisse werden oftmals mit der Zeit „gewöhnlich“ und reichen irgendwann nicht mehr.
Im Umkehrschluss ist es also sinnvoll, wenn es einen klaren Wechsel der unterschiedlichen Emotionen und Gefühle gibt. Der ansonsten einsetzende Gewöhnungseffekt würde sonst das Glück neutralisieren. Oder einfach nur auf eine andere Ebene heben und die persönlichen Grenzen verschieben.
Dazu kommt, dass glückliche Momente oft als selbstverständlicher wahrgenommen werden als solche, die schieflaufen, Probleme bereiten oder anstrengend im negativen Sinne sind. Unangenehme Momente sind gefühlt also viel präsenter und aufdringlicher.
Mit anderen Worten, das Glück klopft subjektiv eher leise an, während das Unglück ungefragt die Tür eintritt.
Man weiß selten, was Glück ist. Aber man weiß meistens, was Glück war.
Françoise Sagan
Wenn ich das nun alles mal zusammenfasse, wirkt diese ewige Jagd nach dem Glück plötzlich etwas skurril. Denn das größere Problem, als glücklich zu sein, ist scheinbar, das Glück selber zu erkennen und anzunehmen!
Vielleicht solltest du dir angewöhnen, in den Momenten, in denen du dich glücklich fühlst, mal genau zu schauen, was diese Momente ausmacht. Warum fühlst du dich gut? Was ist der Grund dafür und was macht es mit dir?
Werde dir bewusst, was diese Glücksmechaniken in deinem Körper in Schwung bringt. Höre in dich hinein. Vielleicht merkst du, dass diese Momente sogar ähnliche Auslöser haben. Wer weiß?!
Ich als Kater bin mir nicht ganz sicher, ob ich Glück genauso empfinden kann wie du. Aber ich schätze, es gibt einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Glücklichsein und Zufriedenheit. Und wenn ich so entspannt in der Sonne oder meiner Sofaecke liege oder meine Freiheit bei einem Spaziergang durch den Garten genieße, könnte es eigentlich nicht besser für mich sein. Ich behaupte mal, in diesem Momenten zufrieden und damit auch glücklich zu sein. Viel mehr brauche ich nicht. Klingt eigentlich ganz einfach oder?
Glücksmomente sind nicht kompliziert
Dein Leben mag vielleicht etwas komplizierter sein als meins. Aber ich glaube, letztendlich sind deine Glücksmomente nicht so viel anders als meine.
Im Grunde genommen ist es entscheidend, wie viel Platz und Bedeutung du den einzelnen Dingen in deinem Leben einräumst. Überlasse nicht deinen Sorgen und Problemen die Überhand! Biete deinem Glück einen bequemen und großzügigen Platz in deinem Leben an. Erkenne, wenn es da ist und nimm es in seiner Form an. Aber halte es nicht fest, denn das funktioniert sowieso nicht.
Und wenn du in der Tiefe eines glücklichen Moments erkennst, wo dessen wirkliche und tatsächliche Ursache ist, dann könnte es vielleicht sein, dass du plötzlich durch dieses Bewusstsein glücklicher wirst, ohne dein Leben in seinem Ablauf verändert zu haben. Toll, oder?
Der nächste Schritt wäre wohl, über die Notwendigkeit der Dinge nachzudenken, die dir Sorgen bereiten, um an den Stellen vielleicht einmal gründlich auszumisten. Aber fang erst mal mit der Schärfung deiner Beobachtungsgabe für dein persönliches Glück in deinem täglichen Leben an. Und nebenbei bemerkt sind viele kleine gemachte Schritte deutlich schlauer als ein großer ungemachter.
Suche dein Glück jetzt und nicht erst später
Auf diese Weise kann die beiläufige Tasse Kaffee oder Tee am Morgen plötzlich zu einem glücklichen Moment werden. Denn sie ist für dich da, schmeckt toll, du kannst sie dir leisten und trinkst sie in deinem Zuhause oder an einem anderen Ort, an dem du hoffentlich gerade sein willst. Natürlich kann das morgen anders sein und vielleicht hast du keine Lust auf die Arbeit oder was auch immer folgen wird. Aber dieser glückliche Moment ist jetzt und nicht später oder morgen oder irgendwann. Er ist schön, also nimm ihn wahr und spüre die Zufriedenheit, die dich in diesem Moment glücklich macht.
Denn Glück und Zufriedenheit empfindest du nur im Hier und Jetzt. Denk immer daran!