rote Mohnblume steht zwischen Weizen in einem Kornfeld
Arafat ist schlau

Cerealien

Ich stelle immer wieder fest, dass viele Menschen gesund leben wollen. Einige machen Sport, andere schlucken unterschiedliche Medikamente oder achten auf ihre Ernährung. Oder sie machen alles gleichzeitig. Es gibt auch noch viele weitere Möglichkeiten, seine Gesundheit zu fördern und zu erhalten.

Speziell die Sache mit der Ernährung ist dabei immer recht interessant und spannend. Sie ist voll mit Aussagen, die teilweise etwas seltsam sind und Menschen immer wieder aufhorchen lassen. Da wird von lebensverlängerndem Superfood gesprochen oder von Vitaminen in Bonbons oder auch gerne mal von Cerealien (oder auch Zerealien), die das Frühstück oder die Zwischenmahlzeit ganz besonders gesund machen.

Und ebenso wie so manches Superfood kannte bis vor einigen Jahren kein Mensch Cerealien als wertvolle Zutat. Man gewinnt den Eindruck, dass es sich dabei wohl um eine ganz neue und bisher unentdeckte Errungenschaft in der Ernährung handelt, die da vor etwas längerer Zeit gemacht wurde. Vielleicht könnte man sogar von einem großen Schritt in der Geschichte des Müslis sprechen. Wer weiß?!

Cerealien sind ein Werk der Götter

Nun bin ich als Kater natürlich sehr neugierig und würde doch mal sehr gerne wissen, was es mit diesen Cerealien wohl auf sich hat!

Für die Antwort muss ich ein wenig in die menschliche Vergangenheit zurückblicken. Der Ursprung dieses Wortes findet sich nämlich in der römischen Mythologie. Hier war die Göttin Ceres zu finden, die sich um den Ackerbau und die Fruchtbarkeit kümmerte und nebenbei bemerkt mit dem Chef Jupiter zwei Kinder hatte. Allgemein galt Ceres als sehr entspannt und hatte sich aus den üblichen Streitigkeiten der anderen Götter weitestgehend rausgehalten.

Und wie das bei den alten Römern so üblich war, wurden die Götter immer wieder mal mit einem Fest geehrt. Eine schöne Sache für alle, wie ich finde. Natürlich hatten diese Feste eigene Namen. Und das zur Huldigung von Ceres wurde Cerialia genannt.

Allem Anschein nach fanden die Briten diese Göttin samt ihrer alljährlichen Feier ganz sympathisch und integrierten dieses Wort in ihren Sprachgebrauch in etwas abgewandelter Form. Das englische Wort Cereal steht neben einigen anderen Wörtern für Getreide aller Art. Das ist aber schon sehr lange her. Bereits im frühen 19. Jahrhundert wurde Cereal in der englischen Sprache genutzt.

Eine Sprache ist ein dynamisches System

In der deutschen Sprache ist dieses Wort hingegen erst vor einigen Jahren aufgetaucht. Speziell bei Herstellern von Müsli, Knusperflakes oder andere mehr oder weniger gesunden Mahlzeiten ähnlicher Art scheinen diese Cerealien wohl eine ganz wichtige Zutat zu sein.

So sagt der eine Anbieter, du kannst mit Cerealien dein eigenes Frühstücksmüsli verfeinern und ergänzen, während der nächste die Sache umdreht und seine Cerealien mit Vollkorn ergänzt oder gar empfiehlt, Cerealien alleinig mit Milch zuzubereiten, weil das ganz besonders einfach und schnell geht.

Aber was sind das denn jetzt nun, diese Cerealien, die uns unsere Nachbarn in Großbritannien schon seit Jahrhunderten anscheinend vorenthalten?

Ich weiß, die Hälfte meiner Werbung ist hinausgeworfenes Geld. Ich weiß nur nicht, welche Hälfte.

Henry Ford

Ganz einfach. Vermutlich kannst du es dir bereits denken. Irgendwann dachten sich einige findige Marketing-Experten, es wäre an der Zeit, eine neues Argument für den Kauf von verschiedenen Knusperflakes- oder Müslisorten zu suchen. Und das fanden sie, indem sie sich einfach das ansprechende englische Wort Cereal geschnappt und so eingedeutscht haben, dass man den Eindruck gewinnen kann, etwas ganz Besonderes zu kaufen.

Eigentlich bedeutet Cerealien nämlich nix anderes als Getreide. Aber Cerealien klingt halt viel besser und innovativer. Man könnte das mit dem Wort Shoppingtour vergleichen, welches ja auch gleich viel besser und frischer klingt als das muffige Wort Einkaufsbummel. Von der Industrie wurde dieses Wort natürlich dankend aufgenommen. Tja, und nun wird alles, was irgendwie in diesem Bereich mit Getreide zu tun haben könnte, als Cerealie bezeichnet. Es wird uns also exakt das Gleiche verkauft wie zuvor, nur mit einem anderen Namen.

Augen auf bei der Cerealien-Wahl!

Übrigens verrät dir spätestens ein Blick auf die Zutatenliste der jeweiligen Verpackung, dass Cerealien nichts sind, was von nennenswerter Bedeutung sein kann. Gemäß der europäischen Lebensmittel-Informationsverordnung (LIMV) sind Hersteller nämlich dazu verpflichtet, alle Bestandteile des Inhalts gut lesbar aufzuführen. Wir finden zwar nach kurzer Suche Angaben zu Inhaltsstoffen oder Nährwerten. Cerealien sind in diesen Tabellen, Listen und Verzeichnissen aber nicht zu finden. Folgerichtig sind wohl keine in der Verpackung enthalten. Oder eben unter einem anderen bzw. dem jeweils richtigen Namen.

Unabhängig davon ist es aber natürlich nie verkehrt, ein wenig auf seine Ernährung und damit gleichzeitig auf seinen Körper zu achten. Denn wir wohnen unser ganzes Leben lang darin und sollten deswegen ein wenig auf ihn achtgeben. Wenn die Inhaltsstoffe einer Verpackung also das halten, was dir das Wort Cerealien auf der Verpackung verspricht, dann kann das ein guter Weg sein.

Lassen wir den kreativen Köpfen in der Werbebranche also ihren Freiraum und ihren Spaß und freuen uns einfach über diesen netten Künstlernamen für alte Bekannte, die uns ein Leben lang begleiten.

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