Glück ist ein Gefühl. Das habe ich mittlerweile verstanden. Und Gefühle habe ich erwiesenermaßen auch. Als Kater bin ich tatsächlich in der Lage, Emotionen zu empfingen und auch zu zeigen. In wie weit irgendwas davon vielleicht Glück sein könnte, was ich da so fühle, kann ich aber leider nicht genau sagen.
Es wäre doch praktisch, wenn es etwas gäbe, womit man Glück vergleichen könnte. Dann könnte ich nachschauen und vielleicht die Antwort auf meine Frage finden. Oder ich könnte feststellen, ob ich das gleiche fühle wie du. Und noch besser wäre es doch, wenn man Glück direkt messen könnte, oder?
Und? Kann man Glück wohl irgendwie messen?
Diese Frage haben sich schon sehr viele Menschen gestellt. Und tatsächlich haben es einige sogar schon versucht. Das Problem dabei ist natürlich, dass man Glück nicht einfach mit einem Maßband, einer Waage oder einem Thermometer erfassen kann. Mit anderen Worten: Will man Glück messen, kann man die Physik mal weitestgehend vergessen. Welche Messmethoden gibt es also noch?
Glück kann eine Zahl sein
Eine typische Methode ist die Messung mit Zahlenwerten oder Zustandsbeschreibungen, die in einer entsprechenden Relation mit der Beobachtung stehen. Du kennst beispielsweise sicher die berühmte und oftmals gern zu Rate gezogene Skala von eins bis zehn, mit der ein bestimmter Zustand dargestellt werden soll. Oder die Abstufung von sehr gut bis sehr schlecht, mit der etwas bewertet werden soll.
Genau darum geht es dabei. Menschen messen Zustände in solchen Skalen, die zwar recht subjektiv sind, aber trotzdem eine Tendenz zeigen. Und mit genau solchen Skalen messen schlaue Menschen ganz wissenschaftlich Glück.
Es gibt sogar ein Land auf dieser wunderbaren Welt, welches sich diese Messung zur nationalen Aufgabe gemacht hat, nämlich das buddhistisch geprägte Königreich Bhutan. Dieses kleine Land am östlichen Rand des Himalayas hat Glück im Jahr 2008 sogar als klares Ziel in seiner Verfassung aufgenommen. Die meinen es also ziemlich ernst damit!
Die vier Säulen des Glücks stehen in Bhutan
Zur Kontrolle des nationalen Glücks wird hier mit einer solchen Messung regelmäßig das Bruttonationalglück ermittelt, welches aus vier eigens dafür entwickelten und definierten Säulen besteht.
Diese Säulen sind:
- Eine nachhaltige und sozial gerechte Entwicklung der Gesellschaft und Wirtschaft
- Die Bewahrung und Förderung der kulturellen Werte
- Der Schutz der Umwelt
- Eine gute Regierungsführung und gute Verwaltungsstrukturen
Dazu schwärmen staatliche Beamte aus, die mit einem ziemlich umfangreichen Fragebogen ausgerüstet sind, und befragen damit willkürlich ausgesuchte Bürger im ganzen Land zu neun verschiedenen Themenbereichen. Aus den Antworten wird anschließend von der zuständigen Staatskommission das aktuelle Bruttonationalglück ermittelt. Dieser Index wird als Zahl zwischen null und eins dargestellt.
Was fehlt den Menschen zu ihrem Glück?
Durch die differenzierte Ermittlung der einzelnen Themenbereiche und der Berücksichtigung individueller demografischer Merkmale wie Region, Geschlecht, Beruf und ähnlichem kann so auch gezielt ein möglicher Missstand identifiziert und verbessert werden. Schließlich hat sich Bhutan ja auf die Fahnen geschrieben, das glücklichste Land der Welt zu werden.
Dafür muss man auch als kleines Königreich schon mal was tun! Und wer Bhutan in den letzten Jahren ein wenig beobachtet hat, konnte dabei feststellen, dass die Regierung auch tatsächlich Dinge im Sinne der vier Säulen und somit zur Steigerung des Bruttonationalglücks verändert hat.
Du merkst, das Bruttonationalglück ist in Bhutan nicht nur eine nette Sonntags-Zahl ohne weitere Wirkung, sondern ein Wert, mit dem aktiv gearbeitet wird.
Glück ist für mich, wenn mir niemand auf den Sack geht.
Klaus Kinski
Übrigens blieb die Entwicklung des bhutanischen Bruttonationalglück-Indexes vom Rest der Welt nicht unbeachtet. Im Jahr 2011 lud die Generalversammlung der Vereinten Nationen ihre Teilnehmerländer ein, ebenfalls das Glück ihrer Bevölkerungen zu ermitteln. Den Vorsitz dieser Kampagne teilten sich niemand geringeres als der damalige UN-Generalsekretär und der Premierminister von Bhutan!
Ist das nicht ein hoffnungsvolles Zeichen, wenn ein solch unscheinbares Land wie Bhutan der Auslöser für eine globale Analyse des Glücks dieser Welt ist?
Mittlerweile ist dieser Welt-Glücks-Bericht (World Happiness Report) eine feste Institution der Organisation der Vereinten Nationen geworden. In wie weit die Ergebnisse in den in jeweiligen Ländern individuell verwertet werden, lässt sich aber leider nur schwer feststellen.
Darüber hinaus gibt es auch noch weitere Indexe, die aber trotz ihrer Ähnlichkeiten teilweise andere Ziele oder Schwerpunkte haben. So setzt beispielsweise der Happy Planet Index das nationale Wohnbefinden auf Basis der ökologischen Effizienz als Maßstab an.
Ein kritischer Blick darf das Gute nicht übersehen
Sicherlich gibt es am Bruttonationalglück-Index noch einiges zu verbessern. Und bei genauerer Betrachtung wird der eine oder andere Einwohner Bhutans sicherlich einen eher kritischen Blick auf diese ganze Angelegenheit werfen. Denn lange nicht alles in diesem Königreich ist Glück, was da so schön glänzt.
Aber unabhängig davon ist der Ansatz auf jeden Fall großartig. Ich finde, das Glück der Bevölkerung über das nationale Wirtschaftswachstum zu stellen, ist ein Weg, an dem sich das eine oder andere Land dieser Erde gerne mal ein Beispiel nehmen könnte. Denn wenn nur das Wirtschaftswachstum die entscheidende Kennzahl einer Nation ist, dann muss sich der Mensch dieser Zahl unterordnen und sich ihr anpassen. Aber ist er glücklich und zufrieden dabei?
Ist aber Glück das wichtigste Ziel und der entscheidende Faktor, dann entscheidet der Mensch selber, was ihm guttut und nicht das Bruttoinlandsprodukt.
Das bhutanische Bruttonationalglück macht genau das! Es stellt den Menschen und dessen Zufriedenheit in den Mittelpunkt. Und darum geht es doch im Leben, oder?