mit Fichten bewachsener Berg im Elbsandsteingebirge
Arafat denkt nach

In der Gelassenheit liegt die Kraft

Ich würde mal behaupten, als Katze neben Faultieren und Chamäleons vermutlich zu den Tieren mit dem höchsten Maß an Gelassenheit zu gehören.

Wenn ich dagegen die Menschen in ihrem Alltag beobachte, fällt mir immer wieder auf, dass einige von ihnen oft sehr unruhig und auch hektisch sind und über mangelnde Zeit klagen. Sie hetzen gestresst durch die Gegend und versuchen dabei gerne mal, mehrere Dinge gleichzeitig zu machen, was nicht selten in die Hose geht. Das nennen sie dann stolz Multitasking. Die eben erwähnte Gelassenheit ist dabei eher ein Fremdwort.

Viele dieser Menschen sagen dabei immer wieder, sie würden ja gerne mehr von dieser Zeit zur Verfügung haben, aber sie hätte ja so viel zu tun. Und sie haben ja so viel zu tun, weil es wichtig ist. Und es ist wohl wichtig, weil alles ohne diese ganzen Dinge nicht funktioniert. Und sie müssen ja funktionieren, damit sie irgendwann einmal mehr Zeit für andere Dinge haben. Große Güte, wie kompliziert!

Manchmal frage ich mich, ob es vielleicht einfach nur zum guten Ton einer modernen menschlichen Gesellschaft gehört, Dinge zu verumständlichen und dabei keine Zeit zu haben. Natürlich gibt es auch Leute, die in sich ruhen wie ein Fels in der Brandung. Man hat das Gefühl, sie lassen sich durch nahezu nichts aus der Ruhe bringen. Aber subjektiv gesehen scheint es mir, als wären diese Ruhepole eher Ausnahmen.

Vielleicht könnten sich Menschen ja mal ein Beispiel an uns Katzen nehmen. Wir beschränken uns auf das Wesentliche und kommen trotzdem gut durch’s Leben. Na gut, ich gebe zu, ich habe auch nicht ganz so hohe Ansprüche. Vielleicht liegt es ja daran, weil mir jegliches Besitzdenken fremd ist.

Das Gewicht des Ausgleichs darf nicht zu leicht sein

Jetzt könnte man natürlich sagen, dass Menschen halt anders als Katzen sind und ein Vergleich deswegen nicht so einfach möglich ist. Schließlich denken Menschen in ganz anderen Strukturen. Und das mag zunächst auch stimmen. Aber warum gibt es eigentlich dann so viele Menschen, die sich irgendwann sogar quasi zu mehr Ruhe und Gelassenheit zwingen? Sie fangen beispielsweise an, Yoga, Iaido, Meditation oder autogenes Training zu machen. Sie nennen es oft „Ausgleich zum Alltag“. Aber wäre es nicht sinnvoller, zunächst diesen Alltag umzugestalten? Ist dieser „Ausgleich“ nicht einfach nur eine Minderung der Symptome auf ein erträgliches Maß? Was passiert mit der Ursache?

Hinzu kommt, dass sich wirklich viele Menschen über tausend Dinge aufregen. Sie ärgern sich über den Chef, die Kinder, die anderen Autofahrer, Politiker, Nachbarn, das Wetter und noch vieles mehr. Das zusammen mit dem Stress und der Hektik ist eine wirklich schlechte Mischung.

Und es wird noch seltsamer! Dieser meist negative Stress kann zur emotionalen Kernschmelze werden und so die Ursache von Krankheiten sein! Viele Menschen gehen mit Problemen wie Schlaflosigkeit, Herzklopfen, Konzentrationsstörungen, Schwindel und vielen weiteren Auffälligkeiten zum Arzt ihres Vertrauens. Und erstaunlich oft sagt der Arzt diesen Menschen, sie sollen doch bitte mal mindestens einen Gang zurückschalten. Ich habe übrigens von noch keinem Arzt gehört, der seinem Patienten zur Beschleunigung seines Lebens geraten hat.

Was kann im Leben nur so wichtig sein, sogar seine Gesundheit damit zu gefährden? Stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis dabei?

Wer sich sucht, staunt manchmal, wen er findet

Entscheidend an dieser Stelle ist übrigens, dass mit der symbolischen Aussage über den Arztbesuch die Ursache auch schon benannt wurde. Genau an dieser Stelle im Leben sollte gehandelt werden, wenn man eine Verbesserung erreichen will! Denn dieser Weg ist ein Weg zu mehr Gelassenheit. Ganz schön leicht dahergeredet, oder?

Im Grunde ist es das auch. Man muss es nur wollen. Also wenn du es willst, dann wirst du auch zu mehr Gelassenheit in deinem Leben kommen. Du musst es ja nicht gleich komplett umstellen und um 180° drehen. Es reichen ja auch nur kleine Schritte, die man mit der Zeit verinnerlicht. Man muss halt nur mal damit anfangen. Und außerdem stellt sich ja immer zunächst die Frage, wo du gerade stehst in dieser Sache. Vielleicht bestimmt Gelassenheit ja schon deinen Alltag. Kann ja sein.

Und da wäre ich auch schon bei einem Punkt, den ich sehr wichtig finde. Die Selbstreflexion. Eine sehr subjektive Sache, ich weiß. Aber versuch es einfach und sei dabei ehrlich zu dir selbst. Es geht dabei ja um dich! Geh auf Distanz zu dir und beobachte dich. Frag dich, wann du besonders wütend wirst. Oder überlege, wann du sehr wenig Zeit hast. Wann bist du unentspannt? Wann fühlst du dich schlecht? Behalte dich einfach ein wenig im Auge und beobachte dich. Geh mit einem selbstkritischen Blick durch dein Leben. Auf der Arbeit, beim Treffen mit Freunden, beim Essen, wenn du Nachrichten schaust oder bei anderen Dingen. Verlass dich dabei einfach auf dein Bewusstsein für dich selbst.

Wenn du vielleicht einen Punkt gefunden hast, der dich negativ gestresst hat, denk einmal in Ruhe darüber nach, warum das so war. Was war die Ursache? Nimm dir die notwendige Zeit, es bewusst herauszufinden.

Es wäre dumm, sich über die Welt zu ärgern. Sie kümmert sich nicht darum.

– Marcus Aurelius

Stress wird vereinfacht gesagt durch die drohende Nichterfüllung eines persönlichen Bedürfnisses verursacht. Man gerät in ein Spannungsfeld, welches von einer mehr oder weniger starken latenten Gefahr eingerahmt ist. Aber ist diese vermeintliche Gefahr wirklich so schlimm? Ist der drohende Nachteil oder der mögliche Schaden wirklich so groß? Und zwar so richtig wirklich, ohne die Sachlage künstlich schlechtzureden gar zu katastrophisieren. Oder könnte es vielleicht sein, dass man einer kognitiven Verzerrung unterliegt? Überlege genau und mit Bedacht und Ruhe!

Und nicht selten schrumpft plötzlich das ursprüngliche „Drama“ wie von Zauberhand ein kleines oder großes Stück in sich zusammen. Toll, oder?

Und da wäre ich schon bei einem weiteren wichtigen Punkt. Vielleicht ist es eine gute Idee, über eine Verminderung der Misere oder mögliche Lösung nachzudenken und nicht dauerhaft dem Problem zu huldigen und sich darin zu verlieren. Es könnte ja sein, dass es sich um eine wiederkehrende Sache handelt. Auf diese Weise könnte beim nächsten Mal im Vorfeld negativer Stress vermindert oder sogar vermieden werden. Und wenn du mal etwas trotzdem nicht ändern kannst, dann habe den Mut, es hinzunehmen. Denn das macht gelassen.

Versuche vor allem nicht immer, alles perfekt machen zu wollen! Setz dich nicht ständig selber auf diese Weise unter Druck. Perfektionisten erschaffen zwar mitunter wunderbare Dinge, halten aber oftmals selber ihrem eigenen Anspruch nicht stand. Schlimmstenfalls zerbrechen sie daran. Das gilt insbesondere für das Leben an sich. Also vergleiche dich nicht immer mit anderen.

Sei Mensch, mach Fehler!

Gelassenheit ist auch eine Frage der persönlichen Perspektive. Du kannst entweder das sehen, was du noch nicht geschafft hast oder vielleicht nie schaffen wirst. Oder du siehst das, was bereits fertig ist und genießt es.

Es gibt noch einen weiteren Punkt, der bei vielen Menschen sehr auffällig ist. Einige brechen gerne mal in eine gewisse Panik aus, wenn sie nur die Ahnung einer schlechten Nachricht haben. Oft fangen die Sätze an mit „Es könnte sein, dass ….“ oder „Wir vermuten, dass ….“. Einige dieser Sätze enden dann mit eher negativen Botschaften. Ein Beispiel wäre eine doofe Krankheit.

Nun ist es aber so, dass ja noch keine absolute Gewissheit über den Inhalt des Satzes existiert. Es ist nur eine tendenzielle Annahme, die oft genug nur auf Indizien oder vorläufigen Kenntnisständen basiert und sich als haltlos erweisen kann. Wäre es nicht gut, die Gelassenheit zu besitzen, zunächst die sichere Bestätigung abzuwarten? Und wenn sich die schlechte Nachricht möglicherweise bestätigen sollte, wäre es nicht gerade dann wichtig, die Ruhe und Gelassenheit zu behalten und mit kühlem Kopf zu überlegen, wie man das beste aus dieser doofen Situation macht?

Lass uns heute die schlechte Laune von morgen haben

Ich gebe zu, dass ich auch hier mal wieder leicht reden habe, da ich als Kater nur im Hier und Jetzt lebe. Ich kenne nur die Gegenwart. Die Vergangenheit und die Zukunft existieren für mich nicht. Aber vielleicht wäre es ja eine Idee, als Mensch genau das ebenso zu tun? Vielleicht solltest du öfter mal die sorgenvollen Gedanken am Morgen ersetzen durch den Wunsch, jetzt in diesem Moment so bewusst wie möglich zu leben. Denn wenn sich die Sorgen bewahrheiten sollten, ist dieser Moment deine Vergangenheit. Und du hast die Wahl, ob du dich positiv oder negativ daran erinnerst. Manchmal mag das sehr schwer sein, aber versuch es einfach. Jede noch so kleine Verbesserung ist großartig und wichtig!

Und nicht vergessen: Beobachte dich selber und fang an den Stellen, an denen es nach deiner Meinung notwendig ist, ruhig mit nur kleinen Schritten an. Und auch wenn es wissenschaftlich nachgewiesen ist, dass einige charakterliche Eigenschaften tendenziell angeboren sind, bleibt immer noch eine ausreichende Restmenge deiner Persönlichkeit übrig, die durch dich gelenkt und positiv beeinflusst werden kann!

Bei alledem muss du natürlich immer abwägen, was dir eine Sache wert ist. Denn es gibt natürlich keine perfekte Universal-Gelassenheit. Ich denke, die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte.

Wenn du also demnächst in einem Stau stehst, schau einfach nicht so grimmig ins Nachbarauto. Der Stau wird sich weder mit einem grimmigen, noch bei einem freundlichen Gesicht plötzlich in Nichts auflösen. Aber ein Lächeln entspannt und steckt mit ein bisschen Glück sogar an. Und schon ist der Stau nicht mehr ganz so schlimm. Einfach, oder?

Lehn Dich also entspannt zurück und blick mit Gelassenheit in deine Zukunft.

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